Interview, Rede, Statement: Tipps zum Auftritt in der Öffentlichkeit

Joachim Schwichtenberg

Von Joachim Schwichtenberg
Public Relations

Ein Interview geben, eine Rede halten oder ein Statement abgeben - das gehört zu den Aufgaben, die auch gestandene Manager oft ins Schwitzen bringen. Doch all das ist kein Hexenwerk und kann, im Gegenteil, viel Positives bewirken. Regelmäßiges Training hilft. Wir haben daher 10 Tipps zusammengestellt, die helfen sollen, die Herausforderung souverän zu meistern.

1. Richte Deine Botschaft an diejenigen, die noch zu wenig über Dich wissen

Kläre stets, wer Dein Publikum ist und welche Zielsetzung Dein Beitrag hat. Im Business-Alltag geht es aber meist darum, Menschen von Produkten oder Dienstleistungen zu überzeugen. Oft haben sie irgendeine Art von Anknüpfungspunkt, aber nicht den Überblick. Es gilt also, Menschen dort abzuholen, wo sie sind. Versetze Dich immer in die Köpfe der Zuhörer, für die Dein Thema neu ist - und biete denen, die es schon kennen, mindestens einen neuen Aspekt.

2. Überfordere und unterfordere Dein Publikum nicht

Stell Dir möglichst einen konkreten Menschen vor, dem Du etwas erklärst. Stell Dir zum Beispiel vor, auf einem Klassentreffen fragt Dich eine frühere Mitschülerin, was Du beruflich so machst. Du würdest es ihr nicht wie einem Drittklässler, sondern auf Augenhöhe erklären - schließlich war sie ja mit Dir auf der Schule. Wenn Du Ingenieur bist und sie Erdkundelehrerin, würdest Du sie auch nicht mit Details langweilen oder mit Deinem Fachwissen bloßstellen. Du würdest ihr eher erzählen, warum Du das, was Du machst, mit Begeisterung tust.

3. Sprich frei und betone Deine Worte bewusst

Ob Menschen Dir aufmerksam zuhören oder innerlich abschalten, hängt nicht nur davon ab, was Du ihnen mitteilst, sondern wie Du es ihnen mitteilst. Hellen Köpfen und Freunden scharfer Analyse sei mahnend gesagt: Eure brillanten Gedanken erreichen Eure Zuhörer nicht, wenn Ihr ihnen nicht das Gefühl gebt, dass Ihr mit ihnen sprecht wie ein wirklicher echter Mensch. Es geht um die vielbeschworene Authentizität. Abgelesenes und auswendig Gelerntes wird vom Unterbewusstsein der Zuhörer gleich aussortiert. Schließlich kann jeder etwas ablesen und auswendig lernen. Der Zuhörer bekommt aber leider nicht mehr mit, dass dieser großartige Gedanke von Dir ist. Wie auch?

4. Nobody´s perfect

Vor Kamera und Mikrofon etwas zu erklären, ist für viele Menschen eine ungewohnte Situation. Auch bei Menschen aus dem Public-Relations-Bereich, die hervorragend ihr Fach verstehen, kann das für Stress sorgen. Gerade Perfektionisten machen es sich aber besonders schwer: Sie glauben, wirklich alle Argumente in zwei Sätze packen zu müssen - und gleich im ersten Anlauf das gesamte Paket wortgenau rüberzubringen. Falscher Ansatz: Menschen, die stets perfekte Sätze bilden, kommen in der freien Natur so gut wie nicht vor. Deshalb sind sie uns unheimlich! Nicht mal die Korrespondenten der Tagesschau haben einen so hohen Anspruch. Menschen mit hoher „Sprechsicherheit“ verlieren sich nicht in Details, sondern beschreiben in kurzen klaren Sätzen die großen Linien und Entwicklungen. Sie versprechen sich gelegentlich, wie jeder Mensch, aber es fällt nicht auf, weil sie einen roten Faden haben. Sie lassen sich nicht aus dem Konzept bringen, wenn sie merken, dass etwas nicht ganz passt. Eine gute Rede gewinnt durch lebendige, ungeplante Elemente - und den souveränen Umgang damit.

5. Du hast meistens so schnell nicht wieder die Chance

Jedenfalls meistens so schnell nicht. Die Möglichkeiten, in Interviews die eigene Position darzustellen sind selten und zeitlich begrenzt. Aufmerksamkeit ist ein knappes Gut. Nutze die Chance, die sich Dir bietet, um Deinem Publikum zu sagen, was Dir wichtig ist. Arbeite Fragen aber nicht ab wie ein Schuljunge. Nimm die Fragestellung des Interviewers ernst, aber nicht zu ernst. Fühle Dich frei, Dinge loszuwerden, die Dir am Herzen liegen. 

6. Nicht alles ist live

Anders als bei einer Rede vor einem großen Publikum besteht bei einem Interview mit einem Radioredakteur oder Fernsehteam oft die Möglichkeit, bei einem Versprecher neu anzusetzen. Dann nämlich, wenn das Interview aufgezeichnet wird. Mache dennoch von der Möglichkeit sparsam Gebrauch. Wenn Du dich einmal verhaspelst, entschuldige dich nicht wortreich, bring dich nicht selbst aus dem Fluss. Am besten bist Du, wenn Du einmal Luft holen und einfach noch mal neu ansetzt- kommentarlos.

7. Eine schrille Krawatte killt jeden genialen Gedanken

Spätestens seit Loriots legendärer Nudel wissen wir, dass die Macht von Botschaften gnadenlos überschätzt wird. Das grandiose Liebesgeständnis erreicht leider die Umworbene nie, weil sie ihr Gegenüber ständig darauf aufmerksam machen will, dass ihm eine Nudel am Mund klebt. Was künstlerisch übertrieben jedem die Tränen vor Lachen in die Augen treibt, findet im Alltag häufiger statt als man denkt: Eine ernste Botschaft im papageienbunten Outfit, eine traurige Botschaft mit einem Grinsen, eine gute Nachricht mit kratzig-piepsiger Stimme - das passt nicht. Das Unterbewusstsein des Zuhörers ist damit beschäftigt und nicht mit dem Inhalt. Das was man sagt und die Art wie man es sagt müssen zu einander passen. Es geht also um die doppelte Stimmigkeit von Inhalt und Person.

8. Nichts ist selbstverständlich

Wenn Du willst, dass Dein Publikum aussteigt, verwende viele Fachbegriffe und Abkürzungen. Wer  in einem Vortrag für Werksleiter über Zukunftskonzepte der Personalführung in jedem zweiten Satz von „Ejtsch-Ahr“ spricht, übersieht, dass nahezu 100% der Menschen auf diesem Planeten keine HR-Manager sind. Unter Deinen 30 Zuhörern sind 25 BWLer und Ingenieure, die Dein Vokabular kennen, aber auch fünf Menschen, die sich ihr Wissen in der Praxis angeeignet haben. Wenn Du diese fünf Menschen begeisterst, gewinnst Du fünf starke Verbündete. Zwischen dem, was wir glauben, was andere Menschen wissen müssten und dem, was sie wirklich wissen, besteht ein signifikanter Unterschied. Entweder man nimmt Menschen mit und begeistert sie - oder man stellt sein eigenes Expertenwissen zur Schau. Das beeindruckt aber niemanden: Jeder weiß etwas, was andere nicht wissen.

9. Schreibe fürs Sprechen

In der gesprochenen Sprache kommen lange Sätze kaum vor. Radiosprecher lernen, dass 12 bis 18 Worte in einem Satz das höchste der Gefühle sind. Nebensätze sind im mündlichen Sprachgebrauch selten und Schachtelsätze sehr selten. Regeln, die für schriftliche Texte gelten, gelten für Reden und Statements nicht: Im geschriebenen Text sollen Wiederholungen vermieden werden. Im gesprochenen Wort können sie sehr hilfreich sein, um einem Gedanken Nachdruck zu verleihen, vor allem dann, wenn man das wiederholte Wort auch sinngemäß betont. 

10. Gehe mit der Stimme runter, wenn Du einen Gedanken fertig formuliert hast

Ein Punkt ist ein Punkt. Der Stimmbogen sinkt, wir holen Luft - und dann geht´s nach einer kurzen Pause weiter. Wenn am Ende eines Gedankens oder Satzes die Stimme nicht runtergeht, heißt es, dass ich mit meinen Gedanken schon einen Schritt weiter bin. Das ist verwirrend und weckt Zweifel. Wer wirkungsvoll kommunizieren will, sollte seinem Publikum gönnen, seinen Gedanken zu folgen. Satz für Satz. Schritt für Schritt. Wenn der Aufbau dann noch logisch ist, macht das, im wahrsten Sinne der Formulierung, Sinn!

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