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Wenn Botschaften verstanden werden wollen, dann braucht es dafür ein offenes Ohr, bestenfalls einen interessierten Zuhörer. Denn erst mit der Begeisterung lassen sich Menschen überzeugen und zum Andersdenken und Handeln anstiften.
Habe ich also die Absicht, mit meiner Botschaft etwas zu erreichen, dann ist Begeisterung die Resonanz..., die den Appell meiner Botschaft unterstützt. Sie ist der eine Grund dafür, dass aus einem Call to Action (CTA) die Motivation erwächst, einem Aufruf auch wirklich nachzukommen. Es gibt unzählige Kreativagenturen, die versprechen, Markenbotschaften vermitteln zu können..die behaupten, genau die Menschen zu erreichen, die Unternehmen als Zielgruppe definieren. Denn ein erfolgreiches Verständnis für den Inhalt der Botschaft beim Empfänger ist nicht immer garantiert. In der Medienlandschaft unserer zunehmend vernetzten Welt dienen mittlerweile Klicks, Views, Likes und Kommentare als Indizien für die Akzeptanz von Botschaften bei Online Usern.
Meine These ist:
Je begeisternder der Inhalt der Botschaft, desto größer die Aufmerksamkeit gemessen an dem Traffic auf dem jeweiligen Medium. Unerklärlicherweise sorgen einige Quereinsteiger und Regelbrecher immer wieder für Überraschungen und das mit einer Selbstverständlichkeit, die beneidenswert ist.
Neuerdings melden sich Botschafter zu Wort, die kein Portfolio in der Werbung vorweisen können. Trotzdem generieren sie Reichweite und Leads, nach denen sich jede Marke und jeder Inbound-Manager die Finger leckt. Gehen wir kurz einen Umweg über eine Metapher. Das Internet ist ein Ozean gefüllt mit Meeresbewohnern aller Arten und Kulturen. Agenturen sitzen im Kutter und werfen Köder aus, um den besten Fang für den Fischmarkt (Unternehmen) an Land zu ziehen. Wir angeln mit Botschaften. Wenn wir einen guten Köder haben, bedeutet das: fette Beute. Allerdings erschweren Tausend Arten von Zubehör, Haken und Fangtechniken die richtige Wahl des Inhalts.
Wirklich gute Botschaften sorgen dafür, dass der Fisch den Köder nicht nur schluckt. Nein, die richtig guten Fischer fahren auf die See hinaus und die Fische springen wie von selbst ins Boot. Einer dieser Querschläger und Kreativbranchenbrecher ist REZO. Eine Woche vor der Europawahl lief er mit seinem Video »Die Zerstörung der CDU« aus dem Hafenbecken aus und kam mit 15.000.000 Fischen im Netz auf seinen Kanal zurück. Neben ihm Flotten von kreativen Hochseefischern und Tanker aller europäischen Parteien mit demselben Ziel: maximale Beute zu machen.
Warum schreibe ich einen Artikel über Rezo in einem Blog zum Thema Begeisterung? Weil ein Youtuber mit blauen Haaren geschafft hat, was die professionellen Imagefilme der Parteien nicht konnten. Nämlich mit einer Zentralperspektive und dem Reden über die wirklich großen Inhalte, Menschen von einer Botschaft zu begeistern. Die Agentur McCann, zum Beispiel, positioniert sich seit Jahrzehnten über das Mantra »Truth well told«(die Wahrheit gut erzählt) und das hat der deutsche Influencer getan. Mit dem Risiko anzuecken, und auf die Gefahr eines Shitstorms hin, hat sein Video medienübergreifend Wellen geschlagen.
Rezo wählte im Gegensatz zu den leeren Versprechungen und Phrasenhülsen der Politik eine Sprache, die seinem Publikum entspricht. Er brach alle Regeln zur Aufmerksamkeitsspanne und überzog mit 55:08 Minuten alle gängigen Videoformat-Empfehlungen.
Der Mut, eine Wahrheit auszusprechen, die ein jeder fühlt, aber nicht immer gewillt ist, auszusprechen oder aussprechen kann, erregte weltweit Aufmerksamkeit. Das Beste an diesem Video: Rezo hat einfach einen guten Job gemacht. Statt mit der etablierten Selbstverständlichkeit des Fernsehens Dinge zu beschreiben, belegte er alle Aussagen mit einem Quellenverzeichnis.
Was eigentlich journalistischer Mindestanspruch sein sollte, in deutschen Polittalks oder den Nachrichten allerdings zur Rarität mutiert ist. Seine Meinung blieb in ihren Inhalten transparent und nachvollziehbar, Beweise und Quellen inklusive. Das Ergebnis war eine neue politische Debatte in Millionen deutscher Haushalte eine Woche vor der Europawahl. Schüler, Studenten, junge Menschen teilten sich... statt politikverdrossen, interessiert ihren Eltern und Freunden mit.
Wer jemals behauptete, Politik könne uns nicht begeistern, der irrte. Ein YouTube-Video schaffte es über verständliche, wenn auch junge Sprache, mit klaren und belegten Aussagen die politische Debatte in der Gesellschaft über die Generationen hinweg zu REZOzialisieren*.
Eine bessere Haltungs-Kampagne als die der Wahrheit gibt es nicht. Wer also sein Unternehmen interessant machen möchte, der sollte seine Überzeugungen und Werte offenlegen und im allerbesten Fall beweisen, auch danach zu handeln. Leere Versprechungen gibt es in der politischen Landschaft genug, aber Taten sprechen eine andere Sprache: Die der Glaubwürdigkeit. Sie macht authentisch und überzeugt Menschen, die richtige Wahl zu treffen. Aus der eigenen Überzeugung heraus, mittels Begeisterung.
Zeigt also Rückgrat, seid menschlich und bleibt ehrlich.
